GmbH vs. Einzelunternehmen
Die erste Frage beim Gründen.
GmbH oder Einzelunternehmen. Wenn du alleine gründest gibt es unzählige Meinungen darüber was die beste und sinnvollste Gesellschaftsform für die erste Gründung ist.
Vorab sei gesagt, dass sich dieser Artikel an Selbstständige und Solopreneure richtet. Also an Unternehmer, die alleine ein Business gründen wollen.
Dieser Artikel befasst sich intensiv und aus verschiedenen Perspektiven mit der Frage, welche die beste Gesellschaftsform für einen Solo Gründer ist.
Steuer Perspektive
Aus steuerlicher Sicht gibt es eine klare und einfache Antwort. Rechnen wir alle Steuern inklusive Freibeträge zusammen, dann lohnt sich eine GmbH erst ab einem Jahresgewinn von über 48.000€, sofern der Gewinn in der GmbH verbleibt und nicht als Kapitalausschüttung an die Gesellschafter ausgeschüttet wird. Wenn der Gewinn an die Gesellschafter ausgeschüttet werden soll, entsteht eine Doppelbesteuerung. Du zahlst erst ca. 30% Steuern auf den GmbH Gewinn und anschließend nochmal 25% + Soli + Kirchensteuer auf den Betrag, den du dir als Kapitalertrag ausschüttest.
Ein besserer Weg, um das Geld aus der GmbH rauszubekommen, ist das Geschäftsführergehalt. Diese Variante wird im Abschnitt „Gütertrennung“ weiter unten beschrieben.
Dieser Steuervorteil bis 48.000€ für Einzelunternehmer entsteht aufgrund der Freibeträge bei der Einkommenssteuer und Gewerbesteuer. Wir haben die genauen Zahlen einmal für euch mit Hilfe unseres Steuerrechners für 2024 einmal durchgerechnet.
Buchhaltungsaufwand
Die Buchhaltung in einer GmbH ist ungleich aufwändiger als in einem Einzelunternehmen. Während in einem Einzelunternehmen ausschließlich eine so genannte EÜR (Einnahmen-Überschuss-Rechnung) verlangt wird, muss eine GmbH einen Jahresabschluss mit Bilanzierung vorlegen. Zusätzlich besteht bei der Bilanzierung immer eine Belegpflicht, sodass jede Transaktion mit einer Rechnung belegt werden müssen.
Auch wenn man als Gründer einer GmbH mit Hilfe einer Buchhaltungssoftware wie SevDesk (Affiliate Link) sehr viele Aufgaben selber erledigen kann, ist es doch spätestens beim Jahresabschluss zwingend erforderlich einen Steuerberater zu beauftragen. Die dadurch entstehenden Kosten sollten mit in die Abwägung, ob eine GmbH der richtige Weg ist einbezogen werden.
Als Einzelunternehmen kann der Großteil der steuerlichen Arbeit selbstständig erledigt werden. Das spart nicht nur sehr viel Geld sondern hilft auch den Überblick über seine Finanzen und Rechnungen zu behalten.
Wenn du möglichst wenig Aufwand und Koste in der Buchhaltung willst, solltest du ehr ein Einzelunternehmen anstatt eine GmbH gründen.
Perspektive der Haftung
Eine GmbH hat, wie schon der Name sagt, eine beschränkte Haftung. Das bedeutet, dass die Haftung nur auf das Betriebsvermögen ausgeweitet werden darf. Das Privatvermögen einer GmbH bleibt von Forderungen durch Dritte in den allermeisten Fällen unberührt. Wenn du beispielsweise verklagt werden solltest und verlierst, dann haftet deine Firma und nicht du als Privatperson.
Als Einzelunternehmer haftest du mit deinem gesamten Vermögen. Hier werden Aktien, Wertgegenstände und alle weiteren Vermögenswerte verwendet, um ausstehende Schulden zu begleichen. Um dein Haftungsrisiko zu verringern, solltest du also unbedingt eine Haftpflichtversicherung und im besten Fall eine Firmenrechtsschutz-Versicherung abschließen.
Wenn du dein privates Vermögen bestmöglich schützen willst, solltest du also ehr eine GmbH gründen.
Vorsicht bei der Insolvenz
Wir alle haben schon mal von Firmen gehört, die insolvent (Zahlungsunfähig) geworden sind. Eine Insolvenz entsteht dann, wenn eine Firma die ausstehenden Forderungen nicht mehr decken kann. Doch was hat das mit der Gesellschaftsform zu tun?
Da es sich bei der GmbH um eine Kapitalgesellschaft und damit um eine haftungsbeschränkte Gesellschaft handelt, besteht hier ein verschärftes Insolvenzrecht. Ist deine Firma länger als zwei Wochen zahlungsunfähig, also nicht im Stande die ausstehenden Rechnungen oder Zahlungen zu begleichen, musst du Insolvenz anmelden. Tust du dies nicht begehst du eine Insolvenzverschleppung. Eine Straftat, die nicht selten mit einer Haftstrafe geahndet wird.
Bei neu gegründeten GmbHs und grade bei UGs mit geringem Stammkapital passiert es schnell, dass man aus Versehen in eine Insolvenz stolpert, ohne es zu wissen. Bekommst du eine Rechnung von einem Zulieferer, die deine Mittel überschreitet, weil ein Kredit zum Beispiel noch nicht bewilligt wurde oder die Gelder eines Kunden länger brauchen als gedacht, kann es schnell zu einer Insolvenz kommen, die theoretisch gemeldet werden muss. Achte deshalb darauf, dass deine GmbH jederzeit genug Kapital zur Verfügung hat, um nicht in die Insolvenzfalle zu tappen. Eine solide finanzielle Planung hilft hierbei in jedem Fall.
Als Einzelunternehmer gelten hier leicht andere Regeln. Zwar gibt es auch hier eine Form der Insolvenz. Da du allerdings Privat haftbar gemacht werden kannst, musst du deine Insolvenz nicht nach zwei Wochen anmelden. Du hast also mehr Zeit, um dich aus einer Krise rauszuarbeiten. Eine Insolvenzverschleppung bei Einzelunternehmern gibt es in der Form nicht.
Wenn du sicher sein willst, dass du nicht aus Versehen in eine Insolvenz stolperst, solltest du ehr ein Einzelunternehmen gründen, anstatt eine GmbH.
Perspektive der Gütertrennung
Das Geld deiner Firma ist nicht dein Geld. Zumindest ist das bei der GmbH so. Denn anders als beim Einzelunternehmen ist deine Firma bei einer GmbH eine eigenständige juristische Person. Als Geschäftsführer kannst du mit deiner GmbH alles machen, was du auch mit einer anderen Person machen könntest. Du kannst ihr einen Kredit geben, Produkte an sie verkaufen und Dienstleistungen einkaufen.
Dadurch entstehen spannende Möglichkeiten zum sparen von Steuern aber auch zur Trennung von Gütern. So ist ein MacBook, den deine Firma kauft, nicht dein persönliches Eigentum. Auch die Umsätze und Gelder, die deine GmbH verdient gehören nicht dir sondern deiner Firma.
Viele Unternehmer nutzen diese Gütertrennung zum Schutz von Vermögenswerten. Sie verkaufen ihre persönlichen Gegenstände einer von ihnen gegründeten Firma, um sie im Fall von persönlichen Schulden vor der Verpfändung zu schützen.
Ein großer Nachteil, der grade bei einer Gründung entsteht, ist jedoch, dass viele Gründer am Anfang Probleme haben, das Geld aus der GmbH rauszubekommen. Auf Grund anfänglich meist unregelmäßiger Einnahmen kann oft kein Geschäftsführergehalt ausgezahlt werden, was Steuerlich von den Gewinnen deiner GmbH abgesetzt werden kann. Stattdessen setzen viele Gründer ehr auf eine Kapitalausschüttung, die nicht von den Gewinnen der GmbH absetzbar ist und gleichzeitig noch mit der Kapitalertragssteuer plus Solidaritätszuschlag versteuert werden muss. Du versteuerst in diesem Fall also doppelt. Ein klarer Nachteil der Gütertrennung.
Als Einzelunternehmer fällt das Problem der Gütertrennung weg. Denn hier agierst du als gewerbetreibende Privatperson. Es gibt also keine Gütertrennung. Alles Geld, was du verdienst, gehört dir und wird somit auch klassisch mit der Einkommenssteuer versteuert.
Wenn du als Gründer von der Gütertrennung profitieren und die Vermögenswerte deiner Firma schützen möchtest, solltest du ehr auf eine GmbH setzen. Wenn du schnell und unkompliziert an dein verdientes Geld kommen möchtest, solltest du ehr auf ein Einzelunternehmen setzten.
Perspektive der Kosten
Eine GmbH zu gründen und zu betreiben ist mit deutlich höheren Kosten verbunden. Für die Gründung einer GmbH solltest du mindestens mit 637€ rechnen. Auch der Betrieb der GmbH ist nicht günstig. Da du deine Buchhaltung als GmbH in der Regel nicht mehr selber machst, kommen hier Buchhaltungskosten von mindestens 450€ pro Quartal (ehr mehr) auf dich zu. Zusätzlich solltest du mit mindestens 1100€ für den Jahresabschluss rechnen, der ebenfalls vom Steuerberater erstellt wird. Hinzu kommen Kosten für die IHK von ca. 250€ pro Jahr sowie die Kontoführungsgebühren des Geschäftskontos (Empfehlung: Qonto (Affiliate Link)) von mindestens 120€ pro Jahr.
Insgesamt solltest du also mit Gründungskosten von einmalig 637€ plus Verwaltungskosten von ca. 3270€ pro Jahr rechnen.
Als Einzelunternehmer sieht es da schon anders aus. Die Gründungskosten liegen je nach Stadt bei ca. 30€ für eine Gewerbeanmeldung. Wenn du deine Quartalsbuchhaltung selber über SevDesk (Affiliate Link) sowie deine Steuererklärung selber erledigst, fallen hier alle Steuerberatungskosten weg. Du solltest dich allerdings gut auskennen, um hier keinen Fehler zu machen. Ein Steuerberater für die jährliche Steuererklärung hinzuzuziehen kann viele Probleme verhindern bevor sie auftreten. Die Kosten für eine Steuererklärung variieren zwischen 150€ und 600€, je nach Größe und Umsatz des Unternehmens. Hinzu kommen ggf. die Kontoführungsgebühren von 120€ pro Jahr. Auf letztere Kosten könnte auch durch ein kostenloses Geschäftskonto bei einer Neo-Bank wie N26 (Affiliate Link) verzichtet werden.
Zusammengefasst kostet die Gründung eines Einzelunternehmens nur 30€. Die laufenden Verwaltungskosten können auf 0€ reduziert werden. Bei empfohlenem Vorgehen entstehen Kosten zwischen 150€ und 600€ pro Jahr.
Wir sehen also, dass die Kosten einer GmbH die eines Einzelunternehmens um ein vielfaches übersteigen. Nun ist es deine Entscheidung, ob dir die Vorteile einer GmbH wichtig genug sind, um die Mehrkosten in Kauf zu nehmen.
Gründen als Team
Auch wenn sich dieser Artikel maßgeblich an Solo Unternehmer richtet, sollte die Perspektive des Gründerteams ebenfalls beleuchtet werden. In diesem Fall sind einige Aspekte neu zu bewerten.
Auch, wenn es unwahrscheinlich ist, kann es immer passieren, dass ein Gründungsmitglied einen großen Fehler macht. Die Konsequenzen würden im Fall einer GbR (Personengesellschaft mit privater Haftung) alle Gründungsmitglieder auch über das Betriebsvermögen hinaus betreffen. Wird die Firma auf Grund des Fehler eines Teammitglieds verklagt, haften alle im Team mit ihrem Privatvermögen. Bei der GmbH ist das Privatvermögen von allen Gesellschaftern geschützt. Die Haftung ist auf das Firmenvermögen beschränkt.
Neben den Haftungsvorteilen entstehen natürlich weitere Vorteile. Die Kosten einer GmbH sowie der regelmäßige Aufwand könnten auf die einzelnen Gründer aufgeteilt werden. Die Gütertrennung sorgt für klare Strukturen und verhindert Streit um Eigentum. Der notariell beglaubigte Gesellschaftsvertrag sorgt für Rechtssicherheit zwischen den Gesellschaftern. Die regelmäßig stattfindende Gesellschafterversammlung verhindert Streitigkeiten und hilft bei der Aussprache. Und natürlich können Investoren viel einfacher in eine GmbH investieren als in eine GbR.
Solltest du also als Team gründen, würden wir dir trotz der Kosten und dem erhöhten Aufwand immer die Gründung einer GmbH oder zumindest UG empfehlen.
Fazit
GmbH vs. Einzelunternehmen. Wer hat gewonnen und mit welcher Gesellschaftsform solltest du nun deine Gründung in Angriff nehmen? Zusammengefasst lässt sich eigentlich nur folgendes sagen: Es kommt drauf an.
Willst du möglichst flexibel, einfach und schnell starten wollen, solltest du ein Einzelunternehmen gründen. Du hast wenig Verwaltungsaufwand, kannst das allermeiste selber erledigen und sparst dir jede Menge an Geld für Verwaltung, Gründung und Buchhaltung. Allerdings zahlst du auch ab einem Gewinn von über 50.000€ deutlich mehr Steuern.
Wenn du von einer Haftungsbeschränkung und Gütertrennung profitieren möchtest und dich bei hohen Gewinnen über einen ordentlichen Steuervorteil freuen möchtest, solltest du eine GmbH gründen. Bedenke aber, dass es deutlich mehr Verwaltungsaufwand und damit höheren Kosten verbunden ist eine GmbH zu gründen und am Laufen zu halten.
Gründen mit Begleitung
Egal ob Einzelunternehmen oder GmbH. Eine erfahrene Begleitung für deine Gründung schadet nie. Die Gründer Academy bringt dir nicht nur alle Fähigkeiten bei, was du für die Gründung und den Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens brauchst. Wir geben dir auch das Netzwerk und die Community, die dir genau im richtigen Moment zur Hilfe eilt, wenn du sie am meisten brauchst. Und natürlich stehen dir bei allen Fragen kompetente Mentoren zur Seite, um dir zu helfen, die richtigen Entscheidungen auf deinem Weg zu treffen.
Bewirb dich jetzt, um die Chance auf unsere Unterstützung bei deiner Gründung zu erhalten. Wir freuen uns sehr von dir zu hören und dich im besten Fall bald in der Gründer Academy begrüßen zu dürfen.
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